VAE: Wachstum eines inländischen Anleihekapitalmarktes

Worum gehts?

Der inländische Fremdkapitalmarkt der Vereinigten Arabischen Emirate befindet sich noch im Anfangsstadium, insbesondere im Hinblick auf Emissionen von Anleihen in Landeswährung, dennoch befindet er sich im Wachstum. Seitdem die Regierung der VAE im Jahr 2021 mit der Aufnahme von Schuldscheinen begonnen hat, sind mittlerweile etwa 27 Mrd. AED (ca. 7,3 Mrd. USD) an Staatsanleihen und sog. Sukuk (=islamkonforme Anleihen) in Landeswährung emittiert worden. Dies entspricht in etwa 42 % der Gesamtemissionen der VAE. Das Emirat Sharjah hat schon im Juli 2024 langfristige Sukuk-Anleihen in Landeswährung im Wert von 1 Mrd. AED emittiert und im Mai 2024 eine kurzfristige Sukuk-Anleihe im Wert von 7 Mrd. AED neu aufgelegt. Die meisten Schulden der Emirate und der Regierung lauten jedoch weiterhin auf US-Dollar und werden im Ausland gehalten.

 

Warum ist es wichtig?

Die Kapitalmärkte sind in einem unsicheren globalen Umfeld volatil, und die Abhängigkeit von den internationalen Kapitalmärkten könnte einige Emittenten höheren Fremdkapitalkosten aussetzen. Sharjah ist in dieser Hinsicht besonders gefährdet, denn das Haushaltsdefizit ist und wird voraussichtlich hoch bleiben. Die Nettostaatsverschuldung liegt bei etwa 50 % des BIP, und die Zinslast beträgt etwa 30 % der Staatseinnahmen.

Die gut kapitalisierten und liquiden Banken der Vereinigten Arabischen Emiraten könnten Finanzmittel bereitstellen, sollten sich die Kapitalmärkte als nicht hilfreich erweisen. Die Banken haben ihre Einlagen in den letzten drei Jahren deutlich erhöht und weisen weiterhin ein komfortables Verhältnis von Krediten zu Einlagen auf, was ein starkes Kreditwachstum im Jahr 2025 unterstützen dürfte. In einem Worst-Case-Szenario mit erschwertem Zugang zu den Kapitalmärkten und Stress für die Banken, kann die Regierung der VAE, mit Unterstützung von Abu Dhabi, den Emiraten außerordentliche Unterstützung gewähren.

Trotz niedriger Ölpreise werden die meisten Emirate eine umsichtige Finanzpolitik und starke Bilanzen beibehalten. Ein Großteil der Anleiheemissionen wird daher wahrscheinlich opportunistisch und marktabhängig sein. Abu Dhabi könnte sich dafür entscheiden, einen Teil seiner in diesem Jahr fällig werdenden Schulden in Höhe von etwa 6 Mrd. USD zurückzuzahlen. Auch Dubai setzt seinen Schuldenabbau fort - die Regierung zahlte in den ersten drei Monaten des Jahres 2025 1,2 Mrd. USD zurück. Dubai könnte jedoch ab 2026 weitere Schulden aufnehmen, um den Ausbau des internationalen Flughafens Al Maktoum und die Renovierung des Regenwasserabflussnetzes zu finanzieren. Das Emirat Ras Al Khaimah emittierte im März 2025 einen 10-jährigen Sukuk im Wert von 1 Mrd. USD, um denselben Betrag zu refinanzieren, der im selben Monat fällig wurde. In Ras Al Khaimah stehen große tourismusbezogene Projekte an, jedoch liegt nahe, dass diese größtenteils von regierungsnahen Einrichtungen (GREs) finanziert werden, wobei die Eventualverbindlichkeiten der Regierung überschaubar bleiben.

 

Was kommt als nächstes?

Regelmäßigere Emissionen in Landeswährung durch Abu Dhabi und der Regierung der VAE werden dazu beitragen, eine inländische Renditekurve aufzubauen. Dies könnte bei der Preisgestaltung für Emissionen von Banken und Unternehmen genutzt werden und kleineren Emittenten den Zugang zu den Kapitalmärkten erleichtern und gleichzeitig die Finanzierungsbasis diversifizieren. Dennoch ist davon auszugehen, dass die Bankfinanzierung zusammen mit dem Zugang zu den internationalen Kapitalmärkten in nächster Zeit die wichtigsten Finanzierungsquellen für Unternehmen bleiben werden.

Quelle: Standard & Poor’s

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