Wirtschaftsentwicklung in der Türkei
Am 23. März 2025 wurde der türkische Oppositionsführer und Präsidentschaftskandidat Ekrem İmamoğlu inhaftiert. Die Folgen dieser Verhaftung waren drastisch. Landesweite Proteste, ein starker Nachfraganstieg der Unternehmen nach Fremdwährungen, stark schwankende Wechselkurse und ein geschätzter Rückgang nutzbarer Devisenreserven um 24,4 Milliarden US-Dollar (ca. 35,2 Milliarden US-Dollar ohne Goldaufwertung) allein im April. Im selben Zeitraum sanken die Fremdwährungsreserven der Türkischen Zentralbank von 61,7 Milliarden US-Dollar auf 32,8 Milliarden US-Dollar (Stand 17. April 2025). All dies nachdem man davon ausgegangen ist, dass sich die Türkei als Wirtschaftsstandort nach turbulenten Jahren, insbesondere durch ein zunächst antizyklisches Verhalten in der Zinspolitik im Hinblick auf den starken Inflationsanstieg seit 2022, wieder stabilisiert hat und den Anschein erweckte, das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen zu haben.
Mittlerweile hat die mediale Welle abgenommen, der Lira hat sich auf einem erhöhten Niveau stabilisiert und auch Investoren scheinen sich von diesem „kurzen“ Schock erholt zu haben. Bereits vor der Verhaftung war die Zentralbank der Türkei darum bemüht, die hohe Inflation durch den Zinsmechanismus einzufangen und zu stabilisieren. So hat die Türkischen Zentralbank den Leitzins im Zeitraum von Mai 2023 bis März 2024 von 8,5 % auf 50,0 % angehoben. Im Dezember 2024 leitete die Türkische Zentralbank dann eine stufenweise Senkung des Leitzinses ein.
Mit dem nun entstandenen wirtschaftlichen Druck wird die türkische Regierung weiterhin Maßnahmen ergreifen müssen, Wechselkurse und Fremdwährungsreserven zu stabilisieren, die Inflation einzudämmen, und die Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen. Als erste Reaktion hat die Türkische Zentralbank den Leitzins von 42,5 % auf 46,0 % noch im April angehoben. Positive Auswirkungen hat darüber hinaus die Einstufung der Ratingagentur Standard & Poor’s, die Ihr Rating für die Türkei mit ihren Fremdwährungs- und Landeswährungsratings „BB-/B“ und nationalen Ratings „trAA+/trA-1+“ weiterhin bestätigt.
Die Entwicklung der Türkei ist für die Region im Mittleren Osten, aber auch in Ihrer Position als Bindeglied zwischen Asien und Europa, insbesondere als strategischer Partner des Westens, von essenzieller Bedeutung. Das Chaos scheint zunächst abgewendet worden zu sein. Ruhe und Stabilität sind nun die notwendige Folge, ein Risiko, dass sich das Blatt wieder wendet, bleibt jedoch weiterhin bestehen.
Quellen: Standard & Poor’s, Investing.com